Im Mittelalter
Farbloses Glas, das durch Zugabe von Mangan zur Glasschmelze gewonnen wird, war bereits im 3. Jahrhundert weit verbreitet. Bereits im frühen Mittelalter wurde Glas für Kirchenfenster verwendet. Das Material Glas hat den doppelten Vorteil, dass es das Gebäude «verschliesst» und gleichzeitig Licht eindringen lässt.
Die ältesten in der Schweiz gefundenen Fragmente von Glasmalereien stammen aus dem 7. bis 8. Jahrhundert. Im Vitromusée sind auch Glasfragmente aus dem 5. Jahrhundert ausgestellt, die in Sion gefunden wurden. Die ältesten vollständig erhaltenen Glasmalereien stammen aus dem 11. bis 12. Jahrhundert. Das Rosenfenster der Kathedrale von Lausanne stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert. Die grossen Sakralbauten des Mittelalters gaben der Glasmalerei einen starken Impuls: Verzierte Fenster sind ein zentrales Element der Kathedralarchitektur. Gegen Ende des Mittelalters wurden die Fenster heller, man kombinierte farbiges und klares Glas.
Durch die Rotation einer Glaskugel (mit Hilfe der Zentrifugalkraft) werden Glasscheiben hergestellt. Diese werden mit Bleigittern zu einer Fläche zusammengefügt, die groß genug ist, um ein Fenster zu abzudecken. Um 1300 ersetzte Glas die bisher gebräuchlichen Abdeckungen wie Fensterläden, geöltes Tuch oder Pergament, in den Fenstern wohlhabender Häuser und einiger öffentlicher Gebäude. Glas blieb jedoch ein Luxusprodukt.
Am Ende der Antike zeichnete sich das Byzantinische Reich durch die Kunst der Glasherstellung aus. Nach der Eroberung Konstantinopels während des Vierten Kreuzzugs (1204) flohen viele Glasbläser aus der Region und suchten Zuflucht in Venedig. Die Herstellung von Spiegeln entwickelte sich im 15. Jahrhundert in Venedig. Dazu wurden Glasplatten mit einer Legierung aus Quecksilber und Zinn beschichtet. Arbeiter, die Quecksilberdampf ausgesetzt waren, arbeiteten selten länger als 30 Jahre. Die Verwendung dieses Elements wurde erst 1850 verboten. Die venezianischen Spiegel waren für ihre Reinheit und Klarheit bekannt. Die Spiegelmacher und die Glasmacher waren getrennte Berufe. Italien hat das Geheimnis der Herstellung seiner Spiegel lange Zeit bewahrt.
Der Sonnenkönig Ludwig XIV schätzte das Licht, das die Golddekorationen seiner Paläste zum Strahlen brachte. Er unterstützte die Gründung der Königlichen Glasfabrik in Saint-Gobain (Département Aisne, Hauts-de-France) um 1690. Die Werkstätte war inmitten eines Waldes angesiedelt, der den Brennstoff für die Beheizung der Öfen lieferte. Das Glas für den Spiegelsaal von Versailles und die Pyramide des Louvre wurde in derselben Manufaktur hergestellt!